Mut zu Streifen!

Früher dachte ich, dass das mutigste an Streifen sei, wenn man sie auch mit 3 oder 10 Kilo zuviel am Körper getragen hat. Insbesondere die Variante in Quer. Seit ich nähe, weiß ich, was tatsächlich mutig ist: Streifenstoff zu vernähen! Jedenfalls, wenn man nicht der genauste Typ ist. Und ich bin eher der Pareto-Typ (Vorsicht, bisschen Zahlenspielerei): Es gibt Dinge, da erreicht man 80% des Ergebnisses mit 20% Aufwand. Um bis auf 100% des Ergebnisses zu gelangen, benötigt man die restlichen 80% Aufwand. Das nennt man Pareto-Prinzip. Da (Achtung, Angebeter-Zitat) ein gutes Pferd nur so hoch springt wie es muss, bin ich normalerweise eher der 80% Typ. Aber bei Streifen reichen 80% des Ergebnisses leider nicht.

Lange Rede kurzer Sinn: Damit Streifen nicht furchtbar schief aussehen, muss man es wirklich ordentlich machen! Daher hab ich mich davor immer gedrückt. Da ich aber letztens einen hübschen Ringelstoff ergattert habe, habe ich mich der Herausforderung gestellt. Schon länger geplant war ein Geburtstagsshirt für meinen Sohn. Der wird bald 1 Jahr alt. (Ich muss jetzt nicht erwähnen, wie sehr die Zeit rennt…. ) Für den Nachmittagskaffee wartet schon ein gestrickter Pullunder von der lieben Oma, für das Frühstück darf es weniger gediegen sein. Da sollte es ein einfaches Ringelshirt mit einer applizierten Zahl sein. Eigentlich finde ich sowas etwas affig, aber andererseits ist es auch eine schöne Erinnerung.

20160228 014.JPGBeim Verarbeiten von Streifen ist natürlich ein grader Zuschnitt das A&O. Erste Herausforderung: Den Bruch so zu legen, dass die Streifen auch übereinander liegen. Klingt einfach, ist es aber nicht. Der Ringelstoff ist ein dünner Viskosejersey, den ich grundsätzlich ganz gerne für Babyshirts nehme. Wegen der guten Dehnbarkeit und weil er schön leicht ist. Aber es ist keine Baumwolle, daher mag das sicher nicht jeder für sein Kind. Die gute Dehnbarkeit und die dünne Verarbeitung macht den Stoff aber auch sehr rutschig. So dass es gar nicht mal so einfach war, den Bruch ordentlich zu legen. Aber mit etwas Geduld ging es natürlich.

Dann werden erst Vorder- und Rückteil zugeschnitten. Hier konnte ich mich dann beim unteren Rand an den Streifen orientieren, so dass das Muster genau grade auf dem Stoff lag. Ich sorgte dafür, dass die Streifen unter den Armlöchern (also in Achselhöhe) bei Vorder- und Rückteil identisch sind. Von dort nach oben weichen die Schnittteile in ihrer Form ab.20160228 015

 

Anschließend werden die Arme zugeschnitten. Auch hier nahm ich die Achsel als Orientierungspunkt. ich schaute also, dass auch beim Ärmel, der helle Streifen etwas unterhalb der Achsel liegt. Normalerweise schneide ich die Ärmel in doppelter Stofflage zu, so dass man direkt auch den spiegelverkehrten Arm hat. In diesem Fall machte ich das jedoch nacheinander.

Nachdem die 4 Teile zugeschnitten waren, musste das Vorderteil nun dekoriert werden. Von meiner Namenswimpelkette hatte ich noch ein Stück von einem grünen Streifenstoff übrig, auf das bereits Vliesofix aufgebügelt ist. Vliesofix ist ein dünnens Vlies, das beidseitig durch Bügeln klebrig wird. Man kann damit also quasi selbst Bügelbilder herstellen, bzw. Applikationen auf dem Stoff fixieren. Ich habe mittlerweile einen recht großen Fundus an kleinen „Stoff-mit-Vliesofix“-Resten. Perfekt für kleine Applikationen. Zuerst kam also eine „1“ aufs Shirt. Und weil die alleine etwas einsam aussah, beschloss ich, der Zahl noch ein Krönchen aufzusetzen. Die Zahl habe ich nach dem Aufbügeln mit einem Gradstich fixiert. Bei dem Krönchen habe ich mir das gespart, ich hoffe einfach, es hält auch so.

Dann ging es ans Zusammennähen. Hier muss man natürlich schauen, dass die Linien wie geplant aufeinander treffen. Ganz 100% hat es bei mir nicht geklappt, aber ich bin dennoch mächtig stolz, da ich doch recht nah an 100% gekommen bin. Für mich jedenfalls. Oder wie ich gerne sage: Im Rahmen meiner Fähigkeiten ist das super so!

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Dann noch die Seitennähte schließen (auch hier natürlich auf die Linien achten!), Bündchen dran und fertig ist das Geburtstagsshirt!

Und hier noch ein paar Detailaufnahmen, um auch nochmal mit meinen getroffenen Linien anzugeben 😉

Tragefotos gibt es (noch) keine. Schließlich sind es bis zum Geburtstag noch ein paar Wochen!

A striped Star

Letztens waren meine liebe Freundin und ich in einem Stoffgeschäft, dass kurz vor der Schließung stand auf Schnäppchenjagd. Unter anderem erstand ich einen dunkelblau-rot gestreiften Jersey. Eigentlich kaufe ich normalerweise eher Brauntöne oder Grautöne. Mal Türkis noch oder Senfgelb. Aber dieser Ringeljersey gefiel mir wirklich gut. Außerdem hatte ich noch einen roten Jersey aus einem Überraschungspaket zu Hause. Die Idee zum Pulli hatte ich da schon im Kopf. Eine Negativ Applikation sollte es werden.

Dazu habe ich wie gewohnt die Schnittteile zugeschnitten. Auf das Vorderteil habe ich dann (nach Vorlage) einen Stern auf die rechte Seite gemalt. Dazu verwende ich einen Trickmarker, der sich durch Wasser entfernen lässt. Andere zeichnen die Applikation sicher hinten auf, aber bei meiner Maschine ist das Stichbild von oben deutlich schöner, so dass ich lieber auf der rechten Seite nähe. Dann steckt man den Hintergrund der Applikation auf die Rückseite des Schnittteils. Hier muss man darauf achten, dass der Stoff auch das gesamte Motiv bedeckt und die rechte Seite zum Vorderteil zeigt. Also links auf rechts. Dann wird von vorne der Stern mit einem einfachen Gradstich nachgenäht. Um einen „abgeranzten“ Look entstehen zu lassen, kann man, so wie ich hier, auch noch parallele Linien auf die Applikation nähen. Der Jersey des vorderen Stoffs bleibt dann auf diesen Linien erhalten. Da ich nicht so geschickt im freien Nähen bin, habe ich mir diese Linien ebenfalls vorgemalt.

Danach muss man die vielen Fäden nach hinten bringen und dort verknoten. Bei mir 20 Stück. Eine Arbeit, die ich am Nähen so gar nicht mag… Aber auch das gehört dazu. Anschließend sollte man noch den Hintergrundstoff soweit wie möglich an der Naht kürzen.

Dann wird es spannend. Auf der Vorderseite schneidet man jetzt vorsichtig den vorderen (hier roten) Stoff weg. Man muss sehr aufpassen, dass man nicht aus Versehen in den Hintergrundstoff schneidet. Das wäre echt ärgerlich!

Ich hatte wieder Glück und habe nur den roten Stoff erwischt:

Anschließend wird der Pulli wie gehabt zusammen genäht.

Auf den Ringelärmel bin ich ganz schön stolz. Ich schaffe es nämlich selten dass sich die Linien treffen. Daher vernähe ich grundsätzlich nur ungern Streifen, obwohl ich die total super finde. Aber Streifen verzeihen keinen schiefen Zuschnitt und keine schiefe Naht. Bündchen hatte ich kein passendes da, also nahm ich auch dafür den geringelten Jersey.

 

… und die zweite folgt sogleich!

Nachdem die erste Tasche so gut funktioniert hatte, und der Stoff für die Zweite schon darauf wartete, verarbeitet zu werden, macht ich mich am Wochenende schon an meine zweite Tasche.

Hier das benötigte Material, wobei der Retrostoff natürlich Geschmackssache ist. Wer mich kennt, weiß aber, dass ich so ein Muster ohne mit der Wimper zu zucken auch an die Wand tapezieren würde. 😉 Ansonsten wählte ich für unten Kunstleder (viel zu teuer im Bastelgeschäft eingekauft), für oben braunen Breitcord (mein geliebter Opahosencord) und innen einen blauen Baumwollstoff.

 

Zuerst werden die Stoffe zugeschnitten und anschließend je nach Bedarf mit Vlieseline verstärkt. Was man NICHT tun sollte… die Verstärkung auf das Küchentuch bügeln, statt auf den Stoff… Ein Glück, dass zwischen Vlieseline und Bügeleisen noch das Tuch war, sonst hätte ich den Kleber am Bügeleisen gehabt… Und ich frag mich immer, wie andere es hinbekommen, ihr Bügeleisen mit Vlieseline zu versauen…. Und ich SCHWÖRE, ich habe fünf mal geschaut, ob es richtig herum liegt! Hätte wohl besser sechs mal geschaut… 🙄

Zuerst werden dann die Außenstoffe jeweils zusammengenäht. Da ich dieses Mal Baumwollstoff statt Kunstleder in der Mitte hatte, gab es beim Absteppen hier auch keine Probleme. Anschließend werden die Innentäschchen genäht und angebracht, die Reißverschlüsse vorbereitet, und weitere solche „Piedelaufgaben“ bevor es ans eigentliche Zusammennähen geht.

Zum Glück ist (wie ja schon letztes Mal erwähnt) alles sehr genau in der Anleitung beschrieben. Mit vielen Bildern, so dass man auch immer schauen kann, ob man auch immer die richtige Seiten festnäht und nicht plötzlich der Reißverschluss ins Innenfutter zeigt.

Und dann wird es spannend. Die eigentliche Tasche wird zusammengenäht. Hierbei ist die größte Herausforderung, dass eine ganze Menge starren Stoffs unter die dann plötzlich sehr kleine Nähmaschine muss…

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Und dann kommt immer der spannendste Moment. Das Wenden. Erst dann sieht man, ob wirklich alles da ist, wo es hingehört. Und nicht plötzlich die Gurtbefestigungen innen sind oder der Reißverschluss eben nach innen zeigt. Außerdem sieht man zum ersten Mal, ob die gewählten Stoffe auch so zusammen wirken wie man das vorher im Kopf hatte. Vernäht sehen manche Stoffe nämlich plötzlich ziemlich blöd aus.

Ich hatte großes Glück, alles war da, wo es hingehörte, und die Stoffauswahl gefällt mir immernoch 🙂 Dann musste nur noch die Innentasche in die Außentasche gesteckt werden.

Beim Gurtband machte ich es mir diesmal ganz einfach. Ich nahm den Träger einer vorhandenen, gekauften Tasche, die ich ewig nicht benutzt hatte. Es handelt sich um ein Baumwollgurtband, das farblich gut passte. Und man muss ja nicht immer das Rad neu erfinden. Et voilà: Meine zweite Foldover:

Natürlich wieder mit Handy-Innenfach und Reißverschlussfach innen. Hier noch ein paar Detailaufnahmen:

Mein Material ist jetzt erst einmal aufgebraucht, aber ich bin mir sicher, dass sich das auch nochmal ändert 😀 Außerdem habe ich eben erst festgestellt, dass es bei dem Schnittmuster auch eine Taschenvariante mit Außenfach gibt. Das muss SELBSTVERSTÄNDLICH auch ausprobiert werden!

Meine erste Tasche!

Da ich in den letzten Tagen abends Zeit hatte, habe ich mich mal an ein Projekt gewagt, das ich schon lange vorhatte. Eine Handtasche, genauer gesagt, eine Foldover-Tasche. „Foldover“ bedeutet, dass der obere Teil der Tasche umgeklappt werden kann, so dass wirklich niemand unbemerkt an den Inhalt gelangen kann. Vor Jahren hatte ich mir eine solche Tasche gekauft und war seitdem immer wieder auf der Suche nach einer neuen. Tja, und dann sah ich diese Tasche plötzlich in allen möglichen Nähgruppen bei Facebook. Die Foldover-Tasche von Hansedelli. Es war direkt klar, dass ich mich da mal heran wagen musste. Ja, und dieses Wochenende war es dann so weit. Ich kaufte Kunstleder bei Tedox, bestellte Karabiner und Reißverschlüsse im Internet (die sind im örtlichen Handel wirklich unverschämt teuer) und ergatterte auch noch einen schönen, dicken, passenden Baumwollstoff als Reststück in einem Stoffladen.

Zuerst hab ich die Innenseiten zugeschnitten und die Außenseiten zusammen genäht.

Bei den Außenseiten hatte ich dann schon das erste Problem. Trotz Teflonfüßchen wollte das Kunstleder beim Absteppen einfach nicht transportiert werden. Ich musste also manuell nachhelfen. Das sieht man deutlich am Stichbild, es ist sehr ungleichmäßig. Aber da schaut ja niemand so genau hin 😉 Die Innenteile sind mit Vlieseline H250 verstärkt, bei der Außenseite ist nur der obere Bereich mit dem Baumwollstoff mit H630 verstärkt.

Bei dem einen Innenteil sieht man auch schon den ersten Schnickschnack der Tasche: Eine zweigeteiltes Innenfach für Handy , Schlüssel und co. Das ist ganz simpel einfach auf das Innenteil aufgesetzt und abgesteppt:

Die Zwillingsnadel hab ich dafür (wie unschwer zu erkennen ist) NICHT benutzt. Das ist mir bei dem groben Stoff auch zu heikel mit den zarten Nädelchen. Ich habe übrigens für die gesamte Tasche eine 90er Jeansnadel verwendet. Gut. Eigentlich zwei. Die erste ist am Reißverschluss gescheitert…

Tja, nachdem die Tasche also soweit war, musste ich eine Zwangspause einlegen, weil der Onlineshop meines Vertrauens leider etwas hinterherhinkte mit der Lieferung von Reißverschlüssen, Gurtband und co. Gestern Abend ging es dann aber weiter. Da ich aber soooo im Nährausch war, habe ich ganz vergessen, das ein oder andere Foto zu machen. 😳

Das erste mal Reißverschluss, das erste mal eine Tasche, das erste mal Kunstleder…. war schon spannend. Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Bin stolz wie Bolle:

Das Gurtband ist selber genäht, da von den bestellten Bändern optisch keines gepasst hat. Dazu habe ich einen 10 cm breiten und 140 cm langen Streifen rundherum versäubert, die Seiten eingeschlagen, das ganze in der Mitte gefaltet (natürlich immer gut gebügelt) und dann die Ränder der Länge nach abgesteppt.

Neben dem Innenfach hat die Tasche sogar noch ein Reißverschlussfach! Hab keinen Schnickschnack ausgelassen. Nähen am Limit 😆 Hier ein paar Detailfotos. Selbstverständlich nur von den schönen Stellen 😎

Die Tasche ist ein schönes Beispiel dafür, dass sich sogenannte Ebooks meistens lohnen. „Ebooks“ sind in den Hobbynähkreisen Schnittmuster mit Anleitungen, die man im pdf -Format käuflich erwerben kann. Im Gegensatz zu „Freebooks“ (welch eine herrliche Wortschöpfung, oder?), die kostenlos sind. Daneben gibt es natürlich noch die klassischen Papierschnittmuster. Hier handelt es sich jedenfalls um ein Ebook und die Anleitung dieser Tasche ist wirklich, wirklich verständlich. Jeder kleinste Schritt ist mit vielen Bildern erklärt, so kann man auch als Anfänger ohne Probleme eine tolle Tasche nähen! Super Sache, wirklich. Vielen Dank an Hansedelli für das tolle Ebook!

Und da die Tasche unendlich viele Stoffkombinationen ermöglicht und Frau ja sowieso nie genug Taschen haben kann, werden wohl noch einige Foldovers folgen!

Unverhoffter Lieblingshosenschnitt

Bei diesem Beitrag möchte ich mich zuallererst für die schlechten Bilder entschuldigen. Sie sind nur für Whatsapp gemacht worden und demzufolge unscharf. Dafür sind die Farben aber relativ gut erkennbar 😉

Ich wurde gebeten für die Großcousine meines Sohnes eine Hose zu nähen. So eine Mitwachshose mit langen Bündchen. Als ich das Bild sah, erkannte ich sofort das Schnittmuster Dschinni von FeeFee. Eine Hose, die mir wirklich so gar nicht gefällt. Daher tat ich mich dann schwer, das Schnittmuster zu kaufen. Ich bin wirklich gerne bereit, Schnittmuster bzw Ebooks zu kaufen, aber nur für eine Hose? Und die auch noch für jemand anderes? Nee, irgendwie doof. Also musste ich selbst ran. Ich nahm mir als Grundschnitt den Frechdachs. Den kürzte ich dann unten ungefähr 10-15 cm. Den Abschluss des Beines rundete ich ab, so wie bei der Hose Frida von Milchmonster. Unten sollten dann Bündchen dran, ähnlich wie bei der Dschinni.

Da ich keine Ahnung hatte, ob die Hose so auch passt, musste eine Probehose her. Ich nahm mir unifarbenen Jersey und das schlechteste Bündchen, das ich im Schrank fand (ein vermeintliches Schnäppchen vom Stoffmarkt, hübsch, aber leiert sehr aus). Da man bei den Schnitten mit Seitennaht nie weiß wo vorne und hinten ist, habe ich noch schnell aus dem Bündchenstoff  ein Herz appliziert.

Hosen sind ja ratzfatz genäht und 6 Nähte später lag das Probestück vor mir:

Was soll ich sagen? Sowohl Schnitt als auch Farbe fand ich super! Und als mich später ein paar Tragefotos erreichten, war ich verliebt:

Außerdem sieht man ja, wie bequem die Hose ist und wie gut sie sitzt! Und so zögerte ich nicht lang, verkleinerte das selbst erstellte bzw. angepasste Schnittmuster ein wenig und nähte für meinen Sohn zwei Wendehosen. Die gewünschte Hose für das Großcousinchen wurde natürlich auch noch genäht und für einen frisch geborenen Neffen gab es ebenfalls eine.

Bei letzterer (mit dem Simpsons-Stoff) habe ich die Bündchen extra eng gemacht, da ich mich noch erinnert habe, wie mein Sohn anfangs aus jeder Hose rausgerutscht ist, weil er meistens die Beinchen angewinkelt hat.

Und hier noch ein paar Tragefotos von meinem Sohn. Da die Hose immer super sitzt, egal ob beim Robben, krabbeln, stehen, klettern, toben, liegen, getragen werden…. gehört sie mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingshosen. Sie sind entweder in der Waschmaschine oder an meinem Sohn… Ich merke gerade, dass ich davon unbedingt mehr benötige! Spätestens, wenn der Kleine in die Krippe kommt.

Wachstuch des Grauens

Vor einiger Zeit schon habe ich einen Bezug für unseren Tripp Trapp Hochstuhl genäht. Da mein Sohn aber das Essen eher großzügig um sich herum verteilt, war der Bezug aus normaler Baumwolle nicht optimal. Ich beschloss also, einen neuen Bezug zu nähen. Da ich schon einige Näharbeiten mit Wachstuch gesehen hatte, wollte ich das auch für den Bezug nehmen.

Bei Tedox fand ich buntes Wachstuch. Sehr bunt. Wirklich sehr bunt. Aber ich mochte es direkt:

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Für dein ein oder anderen wäre das Motiv Grund genug für den Titel dieses Eintrags. Aber dazu kommen wir später 😉 Die Anleitung für den Bezug habe ich von Ruellis Welt. Das Schnittmuster hatte ich noch vom letzten Mal ausgedruckt, so dass der Zuschnitt schnell gemacht war:

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Das Weiße im Bild ist eine billige Kik-Decke. Die nutze ich gerne für Füllungen. Ist deutlich günstiger als Volumenvlies, muss aber eben mit eingenäht werden. 20160210_141416

Die Kissen sind sehr unkompliziert zu nähen. Einfach Rechts auf Rechts zusammen legen, Befestigungsstreifen noch dazwischen, Füllung obendrauf, einmal herumnähen und wenden. Ich verwendete eine Jeansnadel und ein Teflonfüßchen und nähte mit einfachem Gradstich mit großer Stichlänge

Beim Sitzkissen kommt noch ein Schlitz für das Babyset. Die Position davon kann man leicht ermitteln, indem man das fertige Kissen auflegt und mit einem Stift die spürbare Vertiefung nachzeichnet. Am einfachsten geht der Schlitz dann mit dem Knopflochprogramm, das eigentlich jede Nähmaschine hat.

Doch hier fing mein Problem schon an. Das Wenden war beim Wachstuch alles andere als einfach. Es war extrem widerspenstig, klebte aneinander und ließ sich kaum wenden. Und beim wenden riss es auch noch an vielen Stellen. Sowohl das Wachstuch, dass durch die Naht ja perforiert war, als auch die Nähte selber wegen der hohen Belastung. Beim Rückenkissen ließ ich daher den kompletten unteren Bereich offen, um möglichst komfortabel wenden zu können. Hier waren aber die schmalen Armteile das Problem.

Am Ende sah es dann so aus:

Das, was vorne Herunterhängt ist eigentlich ein Befestigungsstreifen, der aber beim Aufziehen abgerissen ist. Im Nachhinein ist das gar nicht so schlimm, hier kommt schließlich eine ganze Menge Essen vorbei. Von Weitem sieht der Bezug gar nicht schlecht aus, beim näherem Hinsehen, offenbaren sich aber die katastrophalen Ecken:

Ich wollte dann erst mit Sekundenkleber ausbessern, aber eigentlich erfüllt es ja auch so seinen Zweck und je mehr ich jetzt daran herumgefummelt hätte, umso mehr hätte man es am Ende ja doch gesehen. Also bleibt es so und ich zeig einfach niemandem die Risse. 😉

Wimpelketten sind dekorativ!

Es gibt etwas, das man leicht nähen kann, man kann Reste verwenden, es geht schnell… man muss nicht einmal Wendeöffnungen verschließen! Und dennoch hat es jetzt Monate gedauert, bis ich mich ENDLICH mal darangesetzt habe: Wimpelketten.

Das Nähen ist denkbar einfach. Zuerst wird aus Pappe ein „Schnittmuster“ hergestellt. Sprich, ein Wimpel. Etwas größer als die fertigen Wimpel sein sollen wegen der Nahtzugabe. Anschließend werden beliebig viele Dreiecke aus Stoff zugeschnitten. Ich habe Baumwolle und Jeans genommen. Zum Zusammennähen habe ich meine Overlock genommen. Bei Baumwolle ist sie eigentlich nur zum Versäumen geeignet, aber da ja keine Belastung auf den Nähten ist, ist das kein Problem. Zwar wäre es mit der Nähmaschine fast noch schneller gegangen, aber ich habe meine Overlock erst seit wenigen Wochen und liebe es, sie zu benutzen! Die Ecken unten habe ich gerade abgeschnitten, damit die Overlocknaht beim Wenden nicht stört. Die Fäden hab ich mit einem Feuerzeug abgeflammt.

Tja, was soll ich sagen… Wenn man erst einmal dran ist, geht das Wimpelnähen wie von selbst… Die unkontrolliert aus allem Greifbaren genähten Wimpel hab ich dann sortiert. Geplant waren zwei Wimpelketten, am Ende waren es dann drei:

Nur das Bügeln am Ende nervte ein wenig. Bin nicht so der Bügelfreund. Aber was muss, das muss. Jetzt mussten sie nur noch zu einer Kette verbunden werden. Sonst wäre es ja keine Wimpelkette. Sondern… naja… nur Wimpel eben.

Ich nahm dazu Baumwollschrägband, das ich in der Mitte gefaltet habe. Bei der ersten Kette habe ich noch die Wimpel mühsam abgesteckt, bei der zweiten hab ich mir das schon gespart, sondern einfach Wimpel für Wimpel eingelegt und mit einem einfachen Gradstich angenäht:

So kam ich auch gut voran. Bis gaaaanz am Ende…. bei der letzten Wimpelkette… beim allerletzten Wimpel…. auf den letzten Zentimetern…  wenn man grade schon dem quengelnden Sohn zugerufen hat „Nur noch 10 cm, Schatz“…. dann passiert das:

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Oberfaden gerissen. Kennt ihr, oder? Weitere Varianten sind leere Unterfadenspulen, gebrochene Nadeln, leerer Oberfaden oder einfach eine Maschine, die aus heiterem Himmel lieber Fadensalat produziert als eine saubere Naht. Naja, die letzten 10 cm durfte ich dann aber unbehelligt zu Ende nähen!

Und aufgehangen war ich mit meinem Werk wirklich sehr zufrieden! Nur die dritte (und eigentlich schönste) Kette hängt noch nicht.

Und weil das Wimpel nähen so schnell geht, habe ich am nächsten Tag direkt eine kleinere Kette gemacht, die nun als Türschild am Kinderzimmer dient.

Hier habe ich ein Stück Jersey auf Vliesofix aufgebügelt und auf die Papierseite die Buchstaben gemalt. Selbstverständlich ist mir erst am Ende aufgefallen, dass die ja spiegelverkehrt sein müssen. Glück im Unglück: Ich musste nur das „N“ neu machen. Dummerweise gab es aber ausgerechnet davon 2 Stück 😉

Die Buchstaben habe ich dann auf die Wimpel gebügelt und mit einem einfachen Gradstich festgenäht. Die Wimpel wurden dann mit Baumwollschrägband zusammengenäht und anschließend noch das hübsche Webband obendrüber. Eine schöne Möglichkeit mal Webband in Szene zu setzen. Da ich wenig „Tüdelkram“ wie Utensilos nähe, habe ich sehr selten Verwendung für schöne Webbänder.

Also: Ran an die Wimpel. Auch prima als Entspannung für zwischendurch, wenn ein Projekt mal so gar nicht gelingen will! Aber Vorsicht: Während ich dachte, jeder mag Wimpelketten und schon insgeheim beschlossen hatte, alle Neu-Eltern im Freundeskreis damit zu beglücken, war mein Mann alles andere als begeistert. Für ihn wäre das was, das ans Schiff gehört und er fände es suspekt, sowas als Deko ins Zimmer zu hängen. Tja. Also lass ich das besser mir dem zweifelhaften beglücken wehrloser Eltern.

Strampler Mikey

Heute möchte ich ein Schnittmuster vorstellen, das ich bereits dreimal für ein Erstlingsgeschenk verwendet habe.

Strampler Mikey 2.0 von Le-Kimi. Der Strampler besteht aus Vorder- und Rückteil, wobei der obere Bereich durch einen Beleg doppelt ist. Dadurch ist er wirklich einfach zu nähen, da nicht mit Jersey versäumt werden muss, wovor wie Anfänger uns ja gerne drücken 😉

Da das Schnittmuster beim Ausdruck zweigeteilt ist bietet sich eine solche Unterteilung auch beim fertigen Strampler an. Man kann ihn auch durch Taschen ergänzen. Bei den kleinen Größen macht das aber ja noch keinen Sinn, sondern wäre nur eine optische Spielerei.

Ich wählte beim ersten Mikey eine ganz einfache Variante, nur mit einem Stern verziert. Beim zweiten versuchte ich mich an einer Unterteilung. Wobei mir leider die Streifen verrutscht sind und alles etwas schief wurde. Der dritte Strampler ist aus kuscheligem Wintersweat. Und da dieser für einen kleinen Jungen ist, der es etwas eilig hatte, auf die Welt zu kommen, habe ich ihn beim Zuschnitt etwas schmaler gemacht. Ich hoffe, er wird passen.

Hier sind die guten Stücke:

Wenn die Eltern Lego lieben

Als mein Bruder Nachwuchs erwartete, war für mich schnell klar, dass der neue Erdenbürger ein cooles Lego-Outfit bekommt. Der Plan war klar: coolen Legostoff besorgen und daraus komplettes Erstlingsset nähen. Tja, wie das mit Plänen rund ums Baby so ist: Der Plan ging nicht auf. Es scheiterte am Legostoff. Ich suchte mich monatelang durchs Internet, führ zu Stoffmärkten, fragte Bekannte im Ausland…. fand aber nur einen Baumwollstoff. Später gab es dann tatsächlich einen Lego-Jersey, allerdings war der knallbunt. Zu bunt für mich.

Also änderte ich den Plan und suchte nach Legoapplikationen. Aber auch hier: Nichts zu bekommen. Schließlich landete ich bei Legowear. Eine Bekleidungsmarke aus dem Hause Lego. Die Motive hier waren aber leider zum einen nicht schön (hauptsächlich Starwars) und zum anderen gab es nichts mit Legomotiv in den kleinen Größen.

Dann plötzlich sah ich ein T-Shirt bei Mamikreisel, einer online Plattform für gebrauchte Kindersachen, und hatte einen neuen Plan. Eine Wendehose für gute und schlechte Tage.

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Eine Wendehose hatte ich bislang noch nie genäht. Aber es gibt eine tolle Anleitung bei olilu.de, die sich eigentlich auf jedes Hosenschnittmuster mit Bündchen anwenden lässt.

Die Köpfe wollte ich ausschneiden und auf den Poppes applizieren. Die Schrift sollte ans Bein vorne genäht werden. Das bedeutete, ich brauchte einen Hosenschnitt, der hinten keine Naht hat. Außerdem sollte die Hose nicht allzu pumpig sein, da die ganz kleinen in diesen Hosen einfach noch ersaufen. Aber es war gar nicht so einfach, eine solche Hose zu finden. Schließlich nahm ich mir das Schnittmuster Frechdachs und nahm am Bruch einige Zentimeter weg. Außerdem machte ich die Rundung außen etwas weniger ausladend. Und so entstand eine wenig pumpige Hose, die hoffentlich gut passt:

Die Naht um die Legoköpfe musste ich zum größten Teil mit dem Handrad machen, um möglichst genau auf der Konturenlinie zu bleiben. Ich muss gestehen, meine Hand tat danach ganz schön weh und ich habe mich mehr als einmal für den Plan verflucht.

Und noch ein flacher Witz zum Schluss…. Der Plan für die WENDE-Hose entstand tatsächlich am Tag der Deutschen Einheit…

Puschenfieber!

Zum ersten Weihnachtsfest des Kleinen wünschten wir ihm von den Großeltern Lederpuschen. Er fing auch gerade an sich hochzuziehen, also der perfekte Zeitpunkt für rutschsichere Puschen. Barfuß ist im Winter ja auch nicht optimal, obwohl ich grundsätzlich großer Barfußfan bin. Selbernähen wollte ich nicht, da mir das viel zu fummelig erschien.

Jedenfalls kam es aber so, dass keine Lederpuschen unter dem Weihnachtsbaum lagen, sondern das Geld, um welche zu kaufen. Als ich dann aber gesehen habe, dass die Puschen zwischen 20 und 50 Euro kosten, beschloss ich, es doch mal mit selber nähen zu versuchen. Das Unterfangen schob ich dann aber wieder Wochenlang vor mir her. Bis ich im Infoblatt der Krippe stand, dass die Kinder rutschsichere Puschen da haben sollten. Hm. In dem Moment war mir dann klar, dass ich nun doch nähen muss. Kurzerhand bestellte ich bei Joe&Anna Leder. Ein Restepaket für Jungs und weil ich nicht sicher war, wieviel das ist, noch zwei Din A3 Zuschnitte in den neutralen Farben braun und grau. Das Restepaket hätte aber dicke (!) gereicht. Für sicherlich 4-5 Puschenpaare. Dazu noch ein Päckchen Ledernadeln.

Das Paket kam bereits am nächsten Tag an und das war ein verregneter Samstag. Samstags kümmert sich mein Mann um den Kleinen, so dass ich dann Zeit habe. Es gab also in dem Moment keinen Grund, NICHT sofort anzufangen.

Das kostenlose Schnittmuster Theo hatte ich mir bereits heruntergeladen und ausgedruckt. Auch hier: Keine Ausreden….

Also ging es los. Da mein Mann erwähnte, er hätte gerne ein Fußballmotiv, bastelte ich auch noch kurzfristig mit Stoffresten und Vliesofix kleine Fußbälle zusammen. Heute würde ich eher nochmal losfahren und Applikationen kaufen. Aber für die Probepuschen sollte das reichen.

Das erste Paar war eine Katastrophe beim Nähen. Das Leder wollte sich einfach nicht unter dem Nähfuß bewegen, sondern klebte daran fest. Ich versuchte es mit Tesafilm unter dem Füßchen und mit Klebeband. Keine Chance. Erst Backpapier brachte da einen Erfolg. Allerdings führte das dazu, dass ich mehr oder weniger im Blindflug nähte und alles sehr krumm und schief wurde. Trotz dieser mehr als widrigen Umstände muss ich sagen, dass es Spaß machte. Und als das erste Paar fertig war, war ich stolz wie nie auf ein genähtes Werk:

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Dann bestellte ich ersteinmal ein Teflonfüßchen. Als das ankam, probierte ich es direkt aus. Und siehe da: Es ist jetzt nicht so, dass man Leder damit ähnlich komfortabel nähen könnte wie Baumwollwebware, aber es ging DEUTLICH besser. Bei den kleinen Puschen muss man ja eh langsam und mit bedacht nähen, so dass es nicht stört, wenn es dann doch mal hängt. Man merkt es ja direkt.

Für das zweite Paar verwendete ich ein Webband, in das ich mich auf einem Kreativmarkt verliebt hatte. Für die Front drehte ich einfach das Leder herum, da mir die „rechte“ Seite des Leders nicht gefiel. Die raue ist aber wie Wildleder und ebenso gut zu verwenden. Und so entstand mein zweites Paar:

Das dritte Paar entstand dann für meinen Bruder, der gerade in den USA Papa geworden war. Ein Stückchen Heimat für den kleinen Neffen:

Anschließend bestellte ich nochmal Leder. Ich hatte Puschen mit Lochleder gesehen und fand die super. Und da ich ja auf Überraschungspakete stehe, bestellte ich direkt ein weiteres Restepaket. Diesmal ein „Mischpaket“. Jaaaa, das war dann auch eine Überraschung. Es war Glitzerleder drin. Ich und Glitzerleder…. Da musste ich schmunzeln. Aber da die Geschmäcker ja verschieden sind, entstand auch daraus Puschen für einen rosa-pinken Totenkopffan:

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Danach ging es wieder dezenter weiter:

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Meine Lieblingspuschen sind die Folgenden. Die Idee sah ich mal im Internet und fand sie super. Außerdem perfekt für das neu erstandene Lochleder!

Und hier nochmal alle Puschen zusammen. Es werden sicher noch viele folgen! Sie sind schnell genäht, im freien Handel wirklich teuer (es steckt eben viel Arbeit drin) und die Möglichkeiten sind wirklich grenzenlos. Mein Kopf ist voller Ideen!

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