Beim Nähen ist es wie mit ganz vielen Dingen. Es gibt unglaublich viele Dinge zu kaufen, die man angeblich benötigt. Und wie bei vielem kann man auch eine Menge Geld ausgeben. Hier sind nach oben keine Grenzen gesetzt. Es gibt Nähmaschinen die kosten mehr als mein Auto. Braucht man das? Ganz klares NEIN!
Braucht man.
Anfangs weiß man ja meistens gar nicht, ob ihm das Nähen liegt. Ob es Spaß macht, ob man die Zeit hat. Und selbstverständlich will man dann auch nicht Unmengen an Geld investieren. Daher hier erstmal die Must-Haves, die man zum Nähen benötigt:
- Nähmaschine
- Stoff
- Garn und Nadeln
- Schere
- Nahtauftrenner
- Geduld
1. Nähmaschine
Ich nähe mit einer günstigen Discountermaschine. Die gab es vor Jahren für ca. 60 Euro im Supermarkt. Eigentlich würde es reichen, wenn sie einen Gradstich hat (für Webware) und einen Zickzack (für Jersey und zum Versäubern). Am besten fängt man mit einer günstigen (ggf. gebrauchten) Maschine an, man merkt dann mit der Zeit, welche Funktionen man vermisst oder wo man mit seiner Maschine Probleme hat. Ich persönlich vermisse einen verstellbaren Füßchendruck und hübsche Ziernähte wie beispielsweise einen Wabenstich. Ich vermeide es aber auch an einer hochwertigen Maschine zu nähen, da ich wohl erst dann den Unterschied merke. 😉 Bisher bin ich aber zufrieden mit meiner Maschine, da diese auch mehrere Lagen Leder oder dicke Fleecestoffe ohne Murren tapfer näht. Für den Anfang reicht es auf jeden Fall!
Nachtrag: Mittlerweile habe ich mir eine etwas luxeriösere Maschine gegönnt. Es ist ein bisschen wie mit Autos: Das alte Auto hat dich überall hingebracht. Das neue Auto macht eigentlich nichts anderes: Es bringt dich von A nach B. Aber es macht einfach mehr Spaß 😎
2. Stoffe
Hier kann man sich in den Ruin kaufen. Das größte Problem der meisten Hobbynäher ist auch tatsächlich die unbändige Stoffsucht. Es ist unglaublich, wie viele wunderschöne Stoffe es gibt!
Grundsätzlich unterscheiden muss man Webware und Wirkware. Webware wird oft einfach als „Baumwolle“ bezeichnet, ist gewebt ist und im Normalfall nicht dehnbar. Daraus kann man alles nähen außer Kleidung, die dehnbar sein soll (die meiste Babykleidung z.B.). Für Anfänger empfiehlt sich Webware, da sie einfacher zu verarbeiten sind. Klassische Anfängerprojekte für den Einstieg sind Utensilos, Loops oder Kissenbezüge. Hier kann man auch alte Bettwäsche nehmen oder günstige Stoffe von Tedox, Poco oder Roller. Bei 4 Euro pro Meter kann man dann auch ruhig einen ganzen Meter nehmen. Man hat dann Stücke von ca. 1m x 1,40-1,60m.
Wirkware ist gestrickt und man erkennt kleine Maschen. Für Kinderkleidung nimmt man üblicherweise Jersey mit ca 95% Baumwolle und 5% Elastan. Jersey muss man nicht versäubern, dafür ist es etwas schwerer zu vernähen. Man darf es nicht ziehen beim nähen, sonst wellt es sich. Außerdem kann sich der Stoff unvernäht einrollen, was ganz schön nervig ist. Anderseits verzeiht Jersey auch mal eine schiefe Naht. Und wenn man mit einem elastischen Stich arbeitet (z.B. Pseudo-Overlock), dann näht die Maschine so langsam, dass man genug Zeit hat, die Richtung zu korrigieren.
Für Babykleidung nehme ich meistens 0,5 m. Das reicht bis ca. Größe 92 für Pullis und Hosen, wobei letzteres stark vom Schnitt abhängt. Für Schlafanzüge, Strampler etc müssen es da schon 0,7m sein, da nehme ich dann normalerweise einen ganzen Meter. Für Erwachsene muss es etwas mehr sein. Für mich habe ich bisher nur Kapuzenpullis und Röcke genäht. Für einen Raglan-Hoodie in Größe M (38/40) benötige ich 0,7m für Front, Rücken und Kapuze, und 1m für die Arme, Bündchen und Kapuze. Dann ist aber auf der Breite des Stoffes normalerweise noch etwas übrig.
3. Garn und Nadeln
Hier gibt es nicht viel zu sagen. Ich nutze jedes Garn, was mir zwischen die Finger kommt. Das von IKEA reißt bei meiner Nähmaschine öfters, das vom Tedox ist noch nie gerissen. Beides günstige Garne. Für den Anfang empfiehlt es sich vielleicht, eine teure Rolle zu nehmen, um unnötigen Frust durch gerissene Fäden zu vermeiden. Dann kann man ausprobieren, mit welchen (günstigen) Garnen, die Maschine gut klar kommt.
Bei den Stecknadeln tut es ebenso ein Päckchen aus dem Billigladen und ein Heftchen Nähnadeln. Wenn man feststellt, dass sich die Nadeln ständig verbiegen, wird es Zeit für bessere Nadeln oder Wonderclips.
4. Schere
Bei Stoffscheren sind preislich nach oben keine Grenzen gesetzt. Ich weiß gar nicht mehr, wo ich meine her habe. Als ich das Gefühl hatte, dass sie nicht mehr gut schneidet, habe ich mir eine günstige neue genommen und zusätzlich einen Rollschneider. Mittlerweile nutze ich die Schere nur noch sehr selten. Aber auch hier gilt: Nicht mit einer stumpfen Schere herumärgern. Nähen soll Spaß machen und wenn man schon beim Zuschneiden ständig verärgert ist, dann macht das Nähen auch keine Freude mehr. Für den Anfang tut es auch eine normale Schere. Aber man sollte wirklich nur Stoff damit schneiden, sonst sind sie schnell stumpf.
5. Nahtauftrenner
Man hat sehr, sehr schnell mal etwas falsch zusammengenäht. Das Gute ist: Der Stoff ist deshalb noch nicht verloren. Man kann die Naht auftrennen und neu zusammen nähen. Das Schlechte ist: Das Auftrennen einer (elastischen) Naht, dauert um einiges länger als das zusammennähen. Daher gilt der Grundsatz: Erst denken, dann nähen! Aber auch wenn man das beherzigt… irgendwann sitzt man Abends vor der Nähmaschine, will gerade noch den Pulli fertig machen und näht die Kapuze an den Armausschnitt. Also: Hier ist euer neuer bester Freund.
6. Geduld
Ich sag immer, man braucht kein großes Talent, um zu nähen. Natürlich gibt es talentierte Schneider, wo man bei jedem Werk denkt „WOW“! Und es gibt tolle Schneider, die das Metier von der Pike auf gelernt haben. Damit will ich mich und andere Hobbynäher gar nicht vergleichen. Aber um nach idiotensicher Anleitung und mit Hilfe von Videos Kleidung und kleine nützliche Dinge zusammenzuschustern, braucht es nur Geduld! Man muss sich Anleitungen in Ruhe durchlesen. Bis man sie verstanden hat. Man muss sich auch mal Videos ansehen. Man muss sich die ein oder andere Grundlage anlesen. Man muss sich auch mal die Bedienungsanleitung der Maschine zur Hand nehmen. Und wenn etwas nicht funktioniert, dann muss man es in Ruhe erneut versuchen. Wenn die Maschine auf einmal nur noch Unsinn macht, dann ist sie nicht kaputt. Sondern irgendwo ist ein Fehler. Meistens vor der Maschine 😉
Braucht man nicht. Will man aber.
Diese Liste ist nahezu unendlich. Ich beschränke mich auf die Dinge, die ICH mir bisher gegönnt habe. Ich bin jemand der sich lieber Hilfsmittel kauft, als sich mit irgendetwas herumzuärgern. Daher sind die meisten der folgenden Dinge schon ganz am Anfang bei mir eingezogen.
- Rollschneider
- Wonderclips
- Magnetisches Nadelkissen
- Maßband
- Trickmarker
- Taschenrechner
- Vario-Zange
- Zwillingsnadel
- Schnittmustergewichte
- Zickzackschere
- Overlock-Maschine
- Fangnadel
- Bügeleisen
1. Rollschneider
Hier habe ich einen kleinen von Prym (Olfa) und einen größeren von Snaply. Der kleine hat einen Klingendurchmesser von 2,5cm, was bei mehreren Stofflagen oder auch schon zwei Lagen Fleece zu wenig ist. Ansonsten sind die beiden recht identisch und beide mit Prym-Klingen bestückt. Auch hier gilt: Sobald die Klinge stumpf erscheint, auswechseln. Sonst ist das Zuschneiden frustrierend. Dazu gehört auch eine Schneidematte. Ich hatte erst eine kleine (30×45), die für Babysachen absolut ausreichend war. Aber sobald man für sich selber näht oder auch schon bei Strampler und co. ist das zu klein. Ich habe mir von Snaply eine Matte von 60 x 90 cm gegönnt und es nicht bereut. Mit 25 Euro inkl. Rollschneider auch absolut lohnenswert! Das Lineal benutze ich relativ selten, da es bei Babykleidung wenige geraden Linien gibt. Aber beim Zuschneiden von Utensilos, Buchhüllen, Bündchen, Wimpel…. ist es schon angenehm ein Linieal zu haben. Bei Patchworkarbeiten wohl unverzichtbar. Meines ist 15 x 30 cm und damit komme ich gut klar.
2. Wonderclips
Diese kleinen Klammern sind die perfekte Alternative zu Stecknadeln. Mich machte es immer etwas nervös, dass mein Sohn so langsam durch die Gegend rollte und ich bekam Angst, dass ich mal eine herunterfallende Nadel nicht bemerke. Also besorgte ich mir die Clips. Die gibt es entweder sehr teuer, aber sofort in vielen Onlinestoffshops, oder man bezahlt nur ein Bruchteil und bestellt sie über Amazon oder Ebay bei chinesischen Importeuren. Das dauert dann aber 6 Wochen bis sie geliefert werden. Aber hier bitte aufpassen und nur bei Händlern bestellen, die viele Bewertungen haben. Ich bin einmal reingefallen und habe keine Ware erhalten, der Anbieter hatte zwischenzeitlich auch seinen Account gelöscht. Da es nur 3 Euro waren, verbuche ich das als Lehrgeld.
3. Magnetisches Nadelkissen
Was soll ich dazu sagen? Man wirft Nadeln, egal ob Stecknadeln, Nähnadeln, Nähmaschinennadeln, Sicherheitsnadeln…., einfach grob in die Richtung des Nadelkissens und schwubbs! … ordentlich aufbewahrt. Einzig doofe: Im Nähkästchen aufbewahrt hängen dann auch gerne Nahtauftrenner, kleine Schere, Magnetknöpfe, Feuerzeug und sonstigen Kram dran 😉
4. Maßband
Jetzt fragen sich sicher einige, wieso das nicht bei den Must-Haves ist? Naja, solange man genau nach Schnittmuster arbeitet und nicht am Kind Maß nimmt, braucht man das tatsächlich nicht. Aber man kann es sich um den Hals hängen und sieht dann super professionell aus. Idealerweise noch mit einem Nadelkissen am Handgelenk und mind. drei Nadeln im Mund.
Spätestens, wenn man aber Schnittmuster anpasst, kommt man um eine Maßband nicht drumherum.
5. Trickmarker
Wenn man Schnittmuster auf Stoff übertragen will oder auch Passzeichen, Markierungen etc. auf den Stoff zeichnen will, hilft ein Trickmarker ungemein. Lässt sich benutzen wie ein Filzstift, verschwindet bei Berührung mit Wasser direkt. Bei kleinen Markierungen tuts da auch Spucke (ja, ich weiß, BÄÄÄÄH), bei längeren Linien nehme ich einen kleinen Schwamm oder ein feuchtes Tuch.
6. Taschenrechner
Beim Berechnen von Bündchenlängen gibt es die Formel 0,7 * Umfang, bzw. 0,8 * Umfang. Besonders am Anfang, hilft es sehr, Bündchen nach dieser Formel zu berechnen. Hauptsächlich Bauchbündchen an Hosen, da diese ja auch schließlich was halten sollen. Und da ist dann ein Taschenrechner hilfreich! Natürlich kann man das auch im Kopf rechnen, aber sicher ist sicher! Und wer will schon die Unfähigkeit, korrekt im Kopf zu rechnen, ständig am Bauch seinen Kindes ablesen können?
7. Vario-Zange
Hiermit kann man alle möglichen Knöpfe und Ösen anbringen.
Auch die bunten Plastikdruckknöpfe. Man wird schnell merken, dass man immer wieder Knöpfe oder Ösen benötigt. Jerseydrücker an Kinderkleidung, Snaps an Taschen, Bezügen, Halstücher, Ösen an Pullis, Taschen…. Und hier ist es natürlich klasse, wenn man eine Zange hat, die alles kann!
8. Zwillingsnadel
Lange bin ich um die Zwillingsnadel herumgeschlichen. Ich wusste ja nicht, ob meine Maschine damit nähen kann. Aber nachdem ich mehrfach gelesen habe, dass das JEDE Maschine kann, kaufte ich mir dann doch mal eine. Und was soll ich sagen: SUPER! Man fädelt einfach eine zweite Garnrolle mit ein und fädelt dann je einen Faden in eine Nadel. Dann stellt man einen Gradstich ein und los geht es! Mit der Zwillingsnadel kann man wunderbar säumen und absteppen. Die Naht ist elastisch und somit wellt sich auch Jersey nicht. Und es sieht wirklich toll aus. Großer Effekt für kleines Geld.
9. Schnittmustergewichte
Ich merkte schnell, dass ich ohne groß darüber nachzudenken, immer wieder mein Handy, mein Nadelkissen, die Kaffetasse oder sonst etwas greifbares auf die Schnittmuster legte, um diese so zu beschweren, dass man bequem drumherum schneiden kann. Also beschloss ich mir Karosseriescheiben zu besorgen. Da ich es aber immer wieder versäumte, welche im Baumarkt zu kaufen, setzte ich meinen Bruder (seines Zeichens KFZ-Mechaniker) darauf an. Und er brachte mir perfekt geeignete Ringe aus Metall, jeder 70 Gramm schwer. Ich schneide eigentlich nichts mehr zu ohne sie zu verwenden.
10. Zickzack-Schere
Mit einer Zickzackschere kann man Webware versäubern ohne nähen zu müssen. Man kann dekorative Ränder zum Beispiel bei Filz erzeugen. Und (wobei ich sie am meisten genutzt habe): Wenn man kleine Geschenke in Packpapier einnäht statt konventionell zu verpacken, kann man mit der Zickzack-Schere die Ränder dekorativ zuschneiden, so dass eine solche Verpackung auch noch schön was hermacht! Ich nutze sie aber sonst gar nicht so oft. Ich vergesse irgendwie immer, dass ich sie ja zum Versäubern nutzen kann.
11. Overlock-Maschine
Hat man eine, gibt man sie nie wieder her. Punkt. Eine Overlock näht und versäubert in einem Arbeitsschritt. Dazu schneidet sie auch die Nahtzugabe direkt perfekt zu. Die Nähte sind elastisch und sehen professionell aus. Und das wichtigste: Es geht rasend schnell. Es ist wirklich eine wahre Freude, mit einer Overlock zu nähen. Bei meiner normalen Nähmaschine habe ich mich vor langen Nähten (Kleider oder Kleider für Erwachsene) ewig gedrückt. Nicht nur, dass man ewig dafür gebracht hat. Meistens wurde ja dann auf dem langen Weg von Handgelenk zum Saum eines Kleides die Unterfadenrolle leer, der Oberfaden leer oder die Maschine machte mittendrin Unsinn. Da hatte man dann von vornherein keine Lust mehr. Wobei das zugegebenermaßen natürlich auch meiner billigen Maschine geschuldet ist. Mit der Overlock macht es auf einmal kaum mehr einen Unterschied, ob eine Naht 10 cm lang ist oder 100 cm. Loops sind (schon fertig zugeschnitten) in 5 Minuten genäht.
Meine Maschine war ein Geschenk, die Medion 14302. Wird auch unter Micromaxx oder Tecstar verkauft und ist Baugleich mit einer AEG. Sie ist mit die günstigste auf dem Markt und für sage und schreibe 90 Euro zu erhalten. Regulär kostet sie nur 150 Euro, ist aber immer mal wieder bei Ebay im Angebot für die erwähnten 90 Euro. Für den Preis kann man bei einer Overlock ehrlich gesagt gar nichts falsch machen. Sie rattert mehr als dass sie schnurrt, aber das stört mich nicht. Sie tut was sie soll. Außerdem kann sie noch einige anderen Stiche (z.B. Rollsaum), aber damit habe ich mich noch gar nicht befasst.
12. Fangnadel
Meine neuste Errungenschaft. Hat man eine Overlock, steht man plötzlich vor dem Problem, die Nähte zu sichern. Verriegeln wie bei einer normalen Maschine geht nicht. Man kann die Nahtenden verknoten, abschneiden und mit einem Feuerzeug abflammen oder eine Fangnadel benutzen. Damit zieht man die überstehende Garnraupe einfach durch die Naht durch und hat sie somit gesichert. Ich bin noch etwas ungeschickt im Umgang mit der Fangnadel, aber grundsätzlich eine gute Sache. Und Übung macht ja den Meister.
13. Bügeleisen
Und alle so „Whoooot?! DAS MUSS man doch haben!“. Ja. Wenn man es richtig macht, dann ja. Aber unter den Hobbynähern sind sooooo viele Bügelmuffel. Und ganz ehrlich: Wenn man Jersey vernäht, MUSS man nicht bügeln. Wenn man aber Webware vernäht, kommt man ums bügeln nicht mehr drumherum. Ich habe mittlerweile das Bügeleisen griffbereit in der Nähe der Nähmaschine stehen.