Ergebnis: Gut. Gelernt: Viel!

Plötzlich erscheinen sie überall. In allen Nähgruppen, auf allen Blogs…. Probenäherinnen, die das ok erhalten haben, ihre Werke zu präsentieren. Wie bei einem Erlkönig werden vorher nur kleine Details gezeigt („Teaser“ im Online-Nähgruppen Fachjargon). Und plötzlich hat man das Gefühl, alle nähen nur noch diesen einen Schnitt. Die Pinwände sind voll davon.

Jetzt gibt es zwei Lager.

  1. Die einen mögen den Schnitt nicht und scrollen jedesmal geduldig, aber augenrollend weiter. Je nach Erfolg eines Schnitts, kann das allerdings Wochen dauern, bis die Bilderflut abebbt. Zwischendurch kommt vielleicht der ein oder andere bissige Kommentar oder eine hitzige Diskussion, wenn jemand versucht, den Hype zu hinterfragen. Hier empfielt sich dann Popcornkauend einfach mal die Kommentare durchzulesen.
  2. Die anderen finden den Schnitt direkt super und lieben jedes einzelne Nähwerk nach diesem Schnitt, weil es Informationen liefert über Passform, Gestaltungsmöglichkeiten, Ideen…

Bei dem Schnitt „Hazel“ von Le-Kimi gehörte ich absolut zur zweiten Gruppe! Ich sah die ersten Bilder und wusste, das wird mein nächstes Werk! Als ich dann gesehen hab, dass es sich um ein gratis Schnittmuster handelte, war ich natürlich ganz begeistert. Die Begeisterung wurde kurz gebremst, als ich das Muster ausdruckte, zusammenklebte und ausschnitt. Schließlich will ich ja nähen und nicht basteln. Aber das gehört nunmal dazu.

Dann kam die Stoffwahl. Geplant war ein Sweat, gerne als „Doubleface“, also mit unterschiedlichen Farben innen und außen.Gekauft habe ich dann einen Jeansstoff. Zwar mit Strechanteil, aber dennoch ziemlich fest. Aber ich sah den Stoff und hatte sofort „meine“ Hazel im Kopf.

Nach einer Stunde, war alles zugeschnitten und von meinen 2 Meter Stoff auch kaum was übrig. Und das bedeutete, dass die Kapuze auch einlagig werden musste. Einen Kombistoff wollte ich nicht mit rein nehmen. Aber es ist ja eine schöne Übung, Nähte hübsch zu machen. Bei einer einlagigen Jacke ja eh notwendig. Ich habe es mir aber einfach gemacht. Mit der Overlock genäht und versäubert, dann mit einem Jerseystich (da der Stoff ja dehnbar ist) eine zusätzliche Naht daneben genäht und anschließend die Nahtzugabe festgenäht. Sauberer wäre eine sogenannte französische Naht oder Kappnaht gewesen. Aber ich bin auch so zufrieden.

Bzw. ich war es…. Da ich es gewohnt bin, dass mir die angegebenen Größen auch gut passen, habe ich die Jacke auch komplett fertig genäht und erst nach dem Säumen mal anprobiert. DAS war ein fataler (Anfänger-)Fehler!

Die Arme waren etwas eng, aber sonst ok. Aber der Rest saß überhaupt nicht. Es war einfach überall zuviel Stoff! Das lag aber nicht etwa an meiner feengleichen Gestalt (*räusper*), sonder daran, dass der Stoff einfach nicht so fiel, wie für den Schnitt vorgesehen. Jersey oder Sweat fällt weich und umspielt somit den Körper, so macht der viele Stoff die Jacker schön leger. Bei meinem Jeansstoff stand das dann aber überall komisch ab. Vorne sah es aus wie eine Tonne, hinten wie ein Frack. Enger machen ist ja grundsätzlich nicht das Problem und weil sogar am Rücken eine Naht ist, gibt es genug Stellen, an denen man nachjustieren kann. ABER: Ich Schlaumeier hatte ja schon alles gesäumt. Und da ich während des Nähens mehrfach die Art zu säumen änderte (auch so ein Anfängerfehler! In Zukunft: Erst planen, DANN nähen), könnte ich den Saum auch nicht einfach entfernen. Also wird der Saum jetzt durch mehrere Nähte unterbrochen und musste angebastelt werden. Vorne musste ich den Stoff ganz blöd umklappen, weil auch schon der Verschluss befestigt war und das gar nicht so einfach war.

Ich weiß nicht, ob es nun besser gewesen wäre, den kompletten Saum abzuschneiden, die Änderungen zu machen und dann nochmal komplett neu zu säumen. Ich hätte dafür aber nicht genug Jeansstoff gehabt, sondern hätte auf Bündchenware zurückgreifen müssen. Aber wenn man nicht genau hinsieht, sieht meine Hazel wirklich gelungen aus. Auf jeden Fall individuell 😎 Also darf sie so bleiben und wird auch in der Öffentlichkeit getragen!

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Aber um anderen Mut zu machen, auch mal andere Stoffe zu probieren und tapfer weiter zu nähen, auch wenn es ganz schlimm aussieht, hier mal Bilder der gebastelten Stellen, die man wirklich hätte vermeiden können:

Und damit geht es dann rüber zu RUMS!

Strampler Mikey

Heute möchte ich ein Schnittmuster vorstellen, das ich bereits dreimal für ein Erstlingsgeschenk verwendet habe.

Strampler Mikey 2.0 von Le-Kimi. Der Strampler besteht aus Vorder- und Rückteil, wobei der obere Bereich durch einen Beleg doppelt ist. Dadurch ist er wirklich einfach zu nähen, da nicht mit Jersey versäumt werden muss, wovor wie Anfänger uns ja gerne drücken 😉

Da das Schnittmuster beim Ausdruck zweigeteilt ist bietet sich eine solche Unterteilung auch beim fertigen Strampler an. Man kann ihn auch durch Taschen ergänzen. Bei den kleinen Größen macht das aber ja noch keinen Sinn, sondern wäre nur eine optische Spielerei.

Ich wählte beim ersten Mikey eine ganz einfache Variante, nur mit einem Stern verziert. Beim zweiten versuchte ich mich an einer Unterteilung. Wobei mir leider die Streifen verrutscht sind und alles etwas schief wurde. Der dritte Strampler ist aus kuscheligem Wintersweat. Und da dieser für einen kleinen Jungen ist, der es etwas eilig hatte, auf die Welt zu kommen, habe ich ihn beim Zuschnitt etwas schmaler gemacht. Ich hoffe, er wird passen.

Hier sind die guten Stücke:

Ein Tragecover muss her!

Ich habe meinen Sohn von Anfang an viel getragen. Da ich auch bei Wind und Wetter unterwegs bin, musste ein Tragecover her. Die Kälte war da nicht das Problem, sondern der Regen. Wir gehen auch wandern und da ist es natürlich ungünstig, wenn es plötzlich furchtbar regnet und der kleine Mann nicht ordentlich eingepackt ist.

Ich wählte das Tragecover von Le Kimi. Schon beim Ausdruck merkte ich, dass hier andere Dimensionen im Spiel sind als bei Mützchen und Pullis. Jetzt musste Stoff her. Auch wenn jetzt viele Aufschreien wegen Schadstoffen und so: Ich besorgte mir einen textilen Duschvorhang. Knallgelb. Innen sollte dann blau rein, so dass es im Style eines Friesennerz wird.

Das Cover war überraschend schnell genäht. Da ich aber doch die Größe unterschätzt hatte, musste die Kapuze mit einem Pünktchenstoff gefüttert werden. Außerdem kam ein eigens besorgtes Pünktchenwebband nicht wie geplant an den Rand der Kapuze, sondern wurde eine Art Rallystreifen von oben nach unten.

 

Die vorgesehene Befestigung habe ich mir gespart. Das wären solche Bänder gewesen, die dann irgendwie noch um den Körper zu wickeln gewesen wären. Ich habe stattdessen Druckknöpfe oben am Rand angebracht. Ich hoffe man erkennt es:

tragecover (4)

Und da es irgendwie an den Seiten nicht so wirklich regendicht war, habe ich noch einen Druckknopf in die Mitte gemacht und ein Schnullerband zweckentfremdet:

tragecover (1)

Nicht schön, aber selten, sagt meine Mama immer. 😀 Jedenfalls erfüllt es seinen Zweck hervorragend. Und während andere Kinder unter Plastikplane im Kinderwagen sitzen, ist mein Sohn trocken und eingekuschelt bei mir. Für mich die perfekte Lösung auch bei Regen! Und eigentlich war dieses Tragecover auch mein erstes Upcycling-Projekt!