Nähwochenende

Es fing alles damit an, dass ich spontan Karten für das alljährliche Lillestofffestival kaufte. Nachdem sich die Pläne mehrfach änderten, fuhren wir schließlich zu dritt nach Hannover zu Lillestoff und hatten uns dort in eine Ferienwohnung eingemietet. Und was soll ich sagen: Es klappte so gut mit uns, dass wir uns fest vorgenommen haben, mal ein richtiges Nähwochenende zu verbringen.

Und wisst ihr was: MACHEN ist wie wollen… nur krasser. Also MACHTEN wir.

Erst dachten wir daran, das ganze etwas größer aufzuziehen. Also ein kleines Nähevent für so 10 Leute. Aber eigentlich gefiel uns unsere Dreierrunde doch ganz gut. Also schaute ich nach Ferienwohnungen. Kriterien:

  1. ca. 1 Stunde Fahrt entfernt
  2. drei Schlafzimmer
  3. freistehendes Haus, um keine Nachbarn zu stören
  4. großer stabiler Esstisch
  5. freundliche und moderne Ausstattung
  6. Nicht teurer als 80 Euro pro Person für 2 Nächte inkl. Wäsche/Endreinigung etc
  7. WLAN

Da wir zum Glück ländlich wohnen, führt uns Punkt 1 in so derart abgelegende Gegenden, dass auch Punkt 3 und 6 durchaus einfach zu realisieren war. Schwieriger waren da die Punkte WLAN,  drei Schlafzimmer und moderne Ausstattung. Wer schonmal nach Ferienwohnungen geschaut hat weiß, dass man bei manchen das Gefühl hat, man begeht sich auf eine gruselige Zeitreise in die frühen 90er Jahre oder die Vermieter laden dort gerne ihren Sperrmüll ab. Und naja. Das mit der ländlichen Gegend und dem WLAN ist eine doofe Kombination.

Aber wir wurden fündig. Ein kleines, schnuckeliges Haus, in einem kleinen abgelegenen Eifeldörfchen.

Termin haben wir dann auch festgelegt. Gar nicht so einfach, da ja dann auch unsere Männer nichts vorhaben durften. Die mussten ja schließlich bei den Kindern bleiben… Aber gefunden. Ende November. Wettermäßig eh nicht der Brüller, Nebensaison bei Ferienhäusern und theoretisch könnte man ja schon Weihnachtsgeschenke nähen.

Und so ging es dann Freitag nachmittags los. Und es war toll. Ich will euch gar nicht mit langweiligen Geschichten nerven. Und viel gibt es auch nicht zu erzählen. Wir haben geredet, gelacht und genäht. Uns gegenseitig unterstützt und über Stoffkombinationen diskutiert. Aber spektakuläres ist nicht passiert. Außer vielleicht, dass ich dreimal die Webkante in der Kapuze mit im Zuschnitt hatte. DREIMAL!

Und hier nur mal ein Schnappschuss von Kreativchaos am Samstag mittag:

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Ich will euch ein paar Tipps geben, wenn ihr ebenfalls ein solches Wochenende plant (außer die Webkante im Blick zu haben)

  1. Reisegruppe mit Bedacht wählen. Ihr hockt 24 Stunden am Tag aufeinander. Das erfordert mindestens Toleranz, besser aber doch sehr große Sympathie für die Mitreisenden. Nähuschis, bei denen ihr öfters keine Lust auf einen kleinen Kaffee habt, sind wahrscheinlich keine geeigneten Begleiter.
  2. Örtlichkeit mit Bedacht wählen. Überlegt euch, was euch wichtig ist und geht da auch keine bis wenig Kompromisse ein. Wenn der Rahmen nicht stimmt, fühlt man sich auch nicht wohl.
  3. Essen planen. Plant eure Mahlzeiten so, dass sie alle mögen, alle Befindlichkeiten abdecken (wir haben es problemlos geschafft, auch unsere Veganerin durchzufüttern) und schnell zuzubereiten sind. Vieles lässt sich ja vorbereiten und muss dann nur in den Topf oder den Ofen. Wir haben es so geregelt, dass jeder Sachen zum Frühstücken und zum Snacken mitbringt und jeder war für eine Mahlzeit komplett zuständig. Kaffee, Aufbackbrötchen und Milch haben wir auch zugewiesen. So mussten wir auch nicht zwischendurch los, noch etwas einkaufen oder Essen zu gehen. Hätte ja nur vom Nähen abgehalten. Lieferservice ist natürlich auch eine super Option. Allerdings nicht, wenn man in einem abgelegenen Eifeldorf sitzt 😉
  4. Alkohol. Hatte bei uns interessantererweise weniger Relevanz als gedacht. Klar gabs einen Sekt zum Start am ersten Abend. und die liebe Katherin hat auch ordentlich Amaretto in den Nach-dem-Essen-Kaffee geschüttet. Und beim Frühstuck durfte Sekt nicht fehlen. Und der Wein beim Essen. Und danach. Und vorm Schlafengehen. Aber alles in allem waren wir zu sehr mit zuschneiden und nähen beschäftigt als dass wir viel getrunken hätten. Also: Packt reichlich Alkohol ein, aber erzwingt nichts. Party machen könnt ihr auch ein anderes Mal.
  5. Projekte planen. Man sollte sich nicht zuviele Projekte vornehmen, aber auch nicht zu wenig. Ich zum Beispiel habe eine Winterjacke für den Kleinen genäht, einen aufwendigen Pulli, 4 schnelle, einfache Pullis und einen Pullover für meinen Mann. Die Winterjacke hat mich bis Samstag vormittag beschäftigt, der Herrenpulli bis Samstag Nachmittag, dann war quasi meine „Pflicht“ erfüllt. Der aufwändige Kinderpulli kostete mich dann den restlichen Nachmittag. Und die vier einfachen Pulliver entstanden dann Samstag abend und Sonntag morgen. Ja, wir haben quasi non-Stop-genäht.
  6. Nähzeit nutzen. Für manche ist ein solches Wochenende natürlich auch die Möglichkeit, die Füße hochzulegen, stundenlang auf Facebook zu stöbern, in Ruhe seinen Cocktail zu schlürfen und fern zu sehen. Alles ohne Kinder, Verpflichtungen oder das Geräusch der Waschmaschine im Hintergrund. Ganz ehrlich: Ja, MACHEN! Wir haben allerdings genäht. Wie die wilden. Von Freitag 16 uhr bis 22 Uhr, Samstag von 10 Uhr bis 22 Uhr und Sonntag von 10 uhr bis 13 Uhr. Wir waren fix und fertig. Nähen macht müde. Sehr, sehr müde.
  7. Packt Stoffe ein! Klar, will man das Gepäck gering halten und packt eigentlich nur ein, was man wirklich braucht. ABER: Es war Gold wert, dass wir mehr dabei hatten. Denn so konnte man auch bei den anderen nach einem perfekten Kombistoff suchen, passendes Bündchen entdecken oder einfach nur stöbern und tauschen. Nutzt diese Mögichkeit!

Und hier nun noch ein paar Ergebnisse von mir:

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Und hier noch eine Checkliste, damit ihr auch nichts vergesst:

  • Klamotten (Jogginghosen!) und Waschzeug
  • Essen und Trinken (Kaffee, Sekt)
  • je nach Unterkunft: Handtücher, Bettwäsche, Toilettenpapier….
  • Radio oder Bluetoothbox (wir haben schmerzlich etwas Weihnachtsmusik vermisst)
  • Verlängerungskabel und Mehrfachstecker
  • Schreibtischlampe
  • Handyladekabel
  • Nähmaschine (Fußpedal nicht vergessen!)
  • Overlock (Hier auch ans Fußpedal denken!)
  • Schnittmuster
  • Stoffe
  • Garn
  • Anleitungen (ggf. auf dem Handy)
  • Schneidematte, Lineal und Rollschneider
  • Bügeleisen und Bügelbrett
  • Nähmaschinennadeln
  • Stoffklammern / Stecknadeln
  • Nähnadeln
  • Schere
  • Stoffmarker / Schneiderkreide
  • Nahtauftrenner
  • Maßband
  • Kurzwaren: Snaps, Snapzange, Jerseydrücker, Knöpfe, Reißverschlüsse, Gummibänder, Kordel, Kordelstopper…. (Packt einfach eine Kiste mit einem bunten Sortiment ein, man ahnt ja gar nicht, welche Ideen man so beim Nähen bekommt…)

FAZIT:

Ich kann jedem ans Herz legen, macht es einfach. Natürlich vermisst man die Familie zu Hause. Aber das geht ganz schnell vorbei. Und die kommen auch gut mal ohne euch klar. Soviel Ruhe zum Nähen habt ihr sonst nie! Sich morgens an die Maschine zu setzen und zu wissen, man KANN auch nix anderes machen als nähen und entspannen…. den ganzen Tag lang…. Man hat NICHTS vor und auch gar nicht die Möglichkeit, was anderes zu machen… das ist ein Luxus, den man sich ab und zu gönnen sollte. und wir haben für die Ferienwohnung pro Person 60 Euro bezahlt. Ganz ehrlich: Das ist grade mal eine Standardstoffbestellung. Auch das Geld ist also kein großer Faktor hierbei. Und ob ihr dann die meiste Zeit näht, oder mit einem Cocktail in der Hand vor dem Fernseher bei Facebook stöbert… das ist euch überlassen. Hauptsache ihr kommt zur Ruhe!

2 Kommentare zu „Nähwochenende

  1. Klasse Bericht, so was kann ich auch mal gut ab😄 Die Sachen die du genäht hast sind wunderhübsch geworden, ich würde da für wohl mindestens 3 Wochen brauchen😅

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  2. Würdest du verraten, wo ihr wart? (gerne auch per mail) – der Tisch siehr prima aus und wir suchen auch gerade was für ein Nähwochenende zu dritt…. Liebe Grüße, Merlin

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